Die dunkle Seite des Lichts
Lichtverschmutzung wird seit Jahren weltweit immer größer
Lichtverschmutzung, auch Lichtsmog genannt, beschreibt keinesfalls schmutziges Licht, sondern die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen. Damit ist diese Verschmutzung eine besondere Form der Umweltverschmutzung. Die Milchstraße am nächtlichen Himmel erkennen zu können – keine Selbstverständlichkeit mehr seit einigen Jahren. Denn der Sternenteppich am Firmament muss sich gegen immer mehr künstliche Lichtquellen behaupten wie Straßenlaternen, Werbetafeln, Schmuckleuchten am Haus und im Garten. Ein Wettstreit den die Milchstraße verliert, wie ein Experiment unter Leitung des Deutschen Geo-Forschungszentrums in Potsdam zeigt. Im Zeitraum von 2011 bis 2022 sammelte das Forschungszentrum 51.000 Rückmeldungen von Sternguckern von fast 20.000 Standorten weltweit. Die Auswertung hat ergeben, dass es in Europa um 6,5 Prozent und in Nordamerika um 10,4 Prozent heller wurde. Wird ein Kind an einem Ort geboren, an dem 250 Sterne sichtbar sind, wird es an seinem 18. Geburtstag nur noch 100 davon sehen können laut der Studie. Dies hat nicht nur zur Folge, dass wir Menschen immer häufiger auf den Anblick der Milchstraße verzichten müssen, sondern hat auch erhebliche Konsequenzen für die Umwelt, z.B. für Zugvögel, die vorwiegend in der Nacht ziehen. Denn sie nutzen die Sterne sowie den Mond zur Navigation. Durch die Lichtverschmutzung können sie von ihren Flugbahnen abgelenkt werden und kreisen dann oft bis zur Erschöpfung um helle Lichtquellen.
Auch nachtaktive Insekten werden von künstlichem Licht angezogen, Milliarden von ihnen sterben durch Erschöpfung an Lampen, sie fehlen dann als Bestäuber von nacht- und dämmerungsaktiven Pflanzen wie Linde und Holunder. Da sie Teil der Nahrungskette sind, hat ihr Rückgang außerdem Auswirkungen auf nächtliche Jäger, wie beispielsweise die Fledermäuse. Künstliches Licht beeinflusst die Biodiversität negativ und verringert damit den natürlichen Klimaschutz der Ökosysteme.
Die künstlichen Lichtquellen wirken sich nicht nur auf die Tier- und Pflanzenwelt aus, sondern auch auf den Menschen. Zu viel künstliches Licht reduziert die Produktion des „Schlafhormons“ Melatonin, das unser Immunsystem stärkt und einen Schutzmechanismus gegen verschiedene hormonbedingte Krankheiten bietet. Durch die Reduktion wird die innere Uhr des Menschen gestört, dies kann zu Schlafstörungen führen. Viele gute Gründe also, nachts das Licht auszuschalten. Darüber hinaus sollte Licht zweckgebunden eingesetzt werden, also nur, wenn es tatsächlich benötigt wird. Dabei sollte die Lichtintensität sinnvoll begrenzt werden und Lichtfarbe mit einem niedrigen Blauanteil genutzt werden.