Gedenkstätte Jüdischer Friedhof
Bollendorf
Bollendorf besaß bis in die Zeit des Nationalsozialismus hinein eine blühende jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge. Letztere wurde im Zuge der Novemberpogrome 1938 zerstört. Der jüdische Friedhof, der zwischen dem Ortskern von Bollendorf und dem Ortsteil Weilerbach am Hang zwischen terrassierten Streuobstwiesen liegt, wurde geschändet und die Grabsteine umgestoßen.
Erst in den 1950er Jahren wurden die Überreste der Synagoge in der Ortslage abgerissen und das Gräberfeld des jüdischen Friedhofs vollständig zerstört und infolge planiert. Auf einer damals eingesäten Wiese wurde ein Pfeilerfragment, das vom Eingang der Synagoge stammen soll, mit einer darauf befestigten Erinnerungstafel an die jüdische Gemeinde aufgestellt und eine neue Umfassungsmauer errichtet, in der wohl mindestens 30 Grabsteine verbaut wurden.
Der Friedhof stellt ein einzigartiges Zeitdokument für Rheinland-Pfalz dar, wie in der frühen Bundesrepublik mit der nationalsozialistischen Vergangenheit umgegangen wurde. Vielerorts in Deutschland und somit auch in der Eifel wurden Orte und Gebäude, die noch an die durch die Nationalsozialisten verfolgten jüdischen Mitbürger erinnerten, vollständig zurückgebaut oder so stark verändert, dass Nichts mehr auf deren jüdische Geschichte hindeutete. Das Judentum, das bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs Teil der deutschen Gesellschaft gewesen war, wurde in den ersten Nachkriegsjahren aus dem Gedächtnis vieler Ortsgemeinden gleichsam gelöscht. Eine tatsächliche Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen fand nur bedingt statt. Dieser Umgang mit der Vergangenheit ist in Bollendorf, anders als an vielen anderen Orten in Deutschland, bis in die Gegenwart sichtbar, da die in der Außenmauer des jüdischen Friedhofs verbauten Grabsteinfragmente nach wie vor Zeugnis davon ablegen.
Diesem 2023 abgeschlossenen Projekt der Ortsgemeinde Bollendorf zur Neugestaltung des Friedhofs, das von der Jüdischen Kultusgemeinde Trier befürwortet wurde, sind seit 2019 auf Betreiben der AG Jüdische Geschichte Bollendorf und mit Unterstützung des damaligen Landesbeauftragten für jüdisches Leben und Antisemitismus Dieter Burgard, einige archäologische Untersuchungen durch das Landesmuseums Trier vorausgegangen.
Im Rahmen der Neugestaltung, die unter anderem mit Mitteln der „Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur“ und des LEADER Programms finanziert wurde, sind beschriftete Grabsteine aus der Außenmauer geborgen und durch Platzhalter mit eingearbeitetem Davidstern ersetzt worden. Die herausgenommenen Grabsteine wurden an der hinteren Friedhofsmauer fixiert. Überdies wurde eine Wegeführung über das Gelände angelegt und das Begräbnisfeld mit einer Streublumenwiese neu eingesät. Ziel der Neugestaltung war es, eine würdige Ruhe- und Gedenkstätte zu schaffen und der historischen Bedeutung dieses Ortes Rechnung zu tragen.
Oberhalb des Friedhofareals befindet sich ein Wanderparkplatz. Die Gedenkstätte ist damit direkt ins Wanderwegenetz des Naturparks Südeifel eingebunden.